11. September

Notre-Dame de la Garde

Auf dem Gipfel eines 168 Meter hohen Berges in der Nähe der alten Festung Marseilles wur-de im 8. Jahrhundert einst eine kleine Kapelle gebaut und der Notre-Dame de la Garde (Unse-rer lieben Frau von der Wacht) geweiht. Schon bald kamen Pilger, die meisten von ihnen Seeleute, um sich unter den Schutz der Gottesmutter zu stellen. 1524 ließ Francois I. zur Verteidigung eine Festung um die Kapelle errichten. Sogar während der Französischen Revo-lution blieb die Kapelle ein Ort der Anbetung.
Ab 1830 übernahmen junge Oblatenpatres aus der Kommunität von Le Calvaire die Seelsorge in Notre-Dame. Besonders hervorzuheben ist Pater Jean-Antoine Bernard, der von 1841 bis 1862 seinen Dienst an diesem Wallfahrtsort versah. Er kann zurecht als der Restaurator des Wallfahrtsortes im 19. Jahrhundert angesehen werden. Als beliebter Prediger und Beichtvater zog er die Menschen an und sie pilgerten nach Notre-Dame. Voller Tatendrang bemühte er sich auch um die Restaurierung der alten Kapelle. Nachdem die Silberstatue in den Wirren der Revolution verloren gegangen war, organisierte P. Bernard eine neue. Ebenso erreichte er die Anschaffung einer neuen Glocke, mit 8.234 Kilogramm eine der größten Frankreichs, die am 5. Oktober von Bischof Eugen von Mazenod geweiht wurde und noch heute existiert. Zu guter Letzt war es P. Bernard, der den Anstoß zum Bau einer neuen Kirche gab. Diese Initiative fand das Wohlwollen Eugen von Mazenods. Dieser nutzte all seinen Einfluss, um den Präsidenten der Republik, den späteren Napoleon III., zu überzeugen, ihm das nötige Land für den Bau einer Kirche mit größtmöglichem Ausmaß zu geben. Die alte Kapelle wurde abgerissen und die heutige Kirche gebaut. Am 11. September 1853 wurde der Grundstein von Bischof von Mazenod und dem Bürgermeister der Stadt Marseilles im Beisein von hunderttausend Pilgern gelegt. Elf Jahre später war die Kirche fertiggestellt.
Auch nach Eugen von Mazenods Tod blieben die Oblaten weiterhin für den Wallfahrtsort zuständig. Die Zahl der Pilger wuchs auf über eine halbe Million pro Jahr. Während des gesamten 19. Jahrhunderts unterstützte die bischöfliche Behörde, oft unter Mitwirkung der städtischen Verantwortlichen, verschiedenste Renovierungen. So wurde die Sakristei vergrößert, der Innenraum der Krypta und der Kirche verschönert, ein Weg für Fahrzeuge angelegt und Treppen gebaut. Am 10. Juni 1879 erhob Papst Leo XIII. die Kirche zur Basilika minor.
Bis 1850 versahen die Oblaten ihren Dienst von Le Calvaire aus, bis schließlich ein Haus auf halber Höhe des Berges gekauft wurde. 1880 jedoch beschloss die französische Regierung die Auflösung aller religiösen Kongregationen in Frankreich. Zunächst durften die Oblaten das Haus behalten, aber 1903, nach einer Verschärfung des Gesetzes, wurde das Eigentum der Kongregation beschlagnahmt. Die Kommunität wurde aufgelöst und der Bischof von Mar-seilles ernannte einen Diözesanpriester als Rektor der Basilika. Alle Hoffnungen der Oblaten das Haus wiederzubekommen scheiterten. So verloren die Oblaten den Marienwallfahrtsort, der ihnen und dem Stifter so besonders am Herzen gelegen hatte.


Quellen:
Historical Dictionary of the Missionary Oblates of Mary Immaculate, SS. 455-458.