27. Oktober

P. Zago und das Weltfriedensgebet in Assisi (1986)

Nachdem die Vereinten Nationen das Jahr 1986 zum weltweiten Jahr des Friedens erklärt hatten, war es für Papst Johannes Paul II. unmissverständlich klar, das auch die Kirche in dieser Sache einen wichtigen Beitrag zu leisten hat. Daher kündigte er am 25. Januar 1986, am Ende der Gebetswoche für die Einheit der Christen, an, selbst die Führer der verschiedenen christlichen Konfessionen sowie die Repräsentanten der Weltreligionen zu einem gemeinsamen Gebet für den Frieden einzuladen, und dass Dieses Treffen in Assissi, der Stadt des hl. Franziskus, stattfinden sollte.
Auch wenn die Idee vom hl. Vater stammte, war es jemand anders, der hinter den Kulissen die Fäden zog und die Vorbereitungen koordinierte, nämlich Pater Marcello Zago OMI, der im September desselben Jahres zum Generaloberen gewählt wurde. Seine besondere Rolle bei der Vorbereitung und Durchführung des Treffens von Assisi zeigt sich schon daran, dass in seinem Tagebuch bereits 5 Tage vor der ersten Ankündigung des Papstes über die Planungen berichtet.
Als Sekretär des Sekretariates für die Nicht-Christen am Hl. Stuhl oblag es ihm, zwischen den verschiedenen Beteiligten zu vermitteln. Eine seiner Hauptaufgaben war es, die verschiedenen Repräsentanten einzuladen, wobei es, wie er in seinem Tagebuch andeutet, auch Vorbehalte aus dem Weg zu räumen gab.
Je näher das Treffen rückte, desto intensiver wurden die Vorbereitungen. Pater Zago schreibt, dass die Anstrengungen enorm waren. Hunderte Briefe mussten an Bischöfe, Mitbrüder und die Vertreter der Religionen geschrieben werden, und einen Monat vor dem Treffen in Assissi wurde er zum Generaloberen gewählt.
Auch die theologischen Vorbehalte blieben nicht aus. Nicht nur von katholischen Theologen, auch von anderen Religionsvertretern kam der Vorwurf des Synkretismus. Dies wird einer der Gründe gewesen sein, warum der hl. Vater Pater Zago um die Ausarbeitung der theologischen Grundlagen für das Weltfriedensgebet der Religion bat. Wie Johannes Paul II. selbst beschreibt Pater Zago das Treffen in Assissi als Frucht des II. Vatikanums. Zwar sei sich die Kirche ihrer Verwiesenheit auf Christus als einzigen Erlöser bewusst, doch der „Same des göttlichen Wortes“, und damit des Friedens, sei in allen Menschen guten Willens von Gott angelegt. Daher sei es selbstverständlich, dass die verschiedenen Religionen in Assissi nicht zusammen beten würden, aber ebenso, dass sie zusammen seien um in der Gegenwart des anderen zu Beten. Die Einladung hierzu erfolge von der katholischen Kirche, die somit auch ihrer prophetischen Aufgabe gegenüber der Welt gerecht werde.
Pater Zago selbst hatte an diesem prophetischen und historischen, Ereignis, einen großen Anteil, und war sich seiner Rolle sehr wohl bewusst. So schreibt er am 25. Oktober 1986, zwei Tage vor dem Ereignis, in sein Tagebuch: „ Der Gute Wille existiert in allen, aber Effizienz braucht einen Animator“.


Quellen:
Father Marzello Zago`s Role in the Celebration of the 1986 Day of Prayer for Peace in Assisi, in: Vie Oblate Life 02/2006 , S. 47-73.