15. Juni

P. Josef Kling OMI (1903 – 1987)

Geboren wurde P. Josef Kling am 14. Januar 1903 in Geisa / Rhön. Er stammte aus einer Landwirtschaftsfamilie mit einem kleinen Schuhgeschäft und wuchs mit 6 Geschwistern auf.
Er besuchte zunächst die Volksschule bis 1913 und dann die dor tige Lateinschule. Die Oblaten lernte er in Geisa kennen und bei ihm wuchs der Wunsch, Missionar zu werden. Als er 13 Jahre alt war, starb seine Mutter. 1918 ging Josef nach St. Karl in Valkenburg und beendete dieses mit dem Abitur 1921. Von dort ging er ins Noviziat nach Maria Engelport. Josef legte am Fest Mariä Aufnahme in den Himmel 1922 seine ersten Gelübde ab und am 3. Juli 1927 empfing er mit 12 Mitbrüdern durch Bischof Joseph Damian von Fulda die Priesterweihe in Hünfeld.
Die Oberen erkannten in dem begabten Pater den zukünftigen Lehrer und Pädagogen. Sein erstes Wirkungsfeld war ab 1.April 1928 das Juniorat in Obermedlingen. 1938 durften in Obermedlingen keine Sextaner mehr aufgenommen werden. Die Schul politik des dritten Reiches war darauf aus, die Klosterschulen zu liquidieren. P. Kling nimmt die Gelegenheit wahr, vom Rochusberg aus als Volksmissionar zu wirken. Aber nicht lange, denn der Krieg macht diese Arbeit unmöglich. P. Kling wird als Lazarettpfarrer in Bingen einge setzt und dadurch bleibt er vom Fronteinsatz verschont. Bei einem Bombenangriff wurde sein Oblatenkreuz verschüttet. Man fand es erst viel später wieder. So kam es, dass er sich immer rühmte, zwei Oblatenkreuze zu besitzen.
Nach dem Krieg wirkte P. Kling wieder als Volksmissionar. Von dort rief ihn der Provinzial im August 1952 als Lehrer und Präfekten für die Heimschule nach Borken. Bereits nach einem Jahr musste er wieder die Koffer packen, um als Superior in Obermedlingen seinen Dienst anzutreten. Es war nach dem Krieg ein neuer Geist zu spüren, wohl ein Umbruch - auch in der Erziehung der Oblatenjugend. Pater Josef Kling war in seiner Amtszeit ein strenger Herr mit unverwüstlicher Arbeitskraft in der Seelsorge wie in der Schule. Er forderte strikte Einhaltung der alten Lebensordnung und Regelvorschriften. Er zeigte aber wenig Verständnis für zeitgemäße Jugendführung, auch im Frömmigkeitsleben. Trotz seiner Strenge, war er ansonsten sehr väterlich zu den Jungen, die ihn sehr mochten.
1958 bekam P. Kling seine Versetzung in das Nikolauskloster: Leiter der Heimschule und schulische Betreuung von Spätberufenen auf dem Zweiten Bildungsweg wurde seine neue Aufgabe. Für die nächsten Jahre gab es in seinem Werktag zwei Schwerpunkte: Gegen 6 Uhr machte er einen halbstündigen Spaziergang durch die Felder von Glehn; dort zelebrierte er im Altenheim St. Josef bei den Dembacher Schwestern die heilige Messe. Von 9 Uhr bis zum Mittagessen nahm er seine für ihn wichtigste Aufgabe wahr, Nachhilfeunterricht in Griechisch und Latein für die Schüler, die sich vom Kloster aus am Abendgymnasium auf das Abitur vorbereiteten. P. Kling erzählte öfter, dass er gern in einen strengen, beschaulichen Orden eingetreten wäre. Was ihn davon abhielt, sei seine Liebe zur Gemeindeseelsorge gewesen. Gern arbeitete er daher mit den jeweiligen Pfar rern von Glehn zusammen, die ihm auch den Dienst in der Filialkirche Steinforth / Rubbelrath übertrugen.
P. Kling war ein Mensch der gerne gab. Er schnürte viele Pakete mit Grundnahrungsmitteln für die DDR, in der sein Geburtsort Geisa liegt. Auf diese Weise stand er caritativ mit vielen bedürftigen Menschen seiner Heimat in Verbindung, die er nie besuchen konnte. Für eine Romreise hatte P. Kling 1.000 DM geschenkt bekommen. Als nun die Schüler 1975 zur Seligsprechung des Stifters nach Rom fuhren, gab er ihnen dieses Geld, obwohl er selbst noch nicht in Rom war. P. Josef Kling starb am 15. Juni 1987 im Nikolauskloster und ist auf dem dortigen Friedhof begraben.


Quellen:
P. Anselm Kühn OMI: Nachruf P. Josef Kling OMI