10. Juli

Br. Anton Kowalczyk OMI (1866 – 1947)

Anton Kowalczyk wurde am 4. Juni 1866 in Dzierzanow (Polen) als sechstes von zwölf Kindern geboren. Seine Heimat stand zur Zeit seiner Kindheit und Jugend unter der Herrschaft Preußens. Die deutsche Sprache hat er nie richtig gelernt. Nach sechs Jahren Volksschule arbeitete er drei Jahre auf dem elterlichen Hof. Er ging dann in der Kreisstadt Krotoszyn bei einem Schmied in die Lehre. Da in der Heimat keine Aussicht auf eine Arbeitsstelle bestand, reiste er 1886 nach Hamburg und fand dort in einer Eisenhütte einen Arbeitsplatz als Gießer. Beim Abstich der Metallschmelze erlitt er eine Augenverletzung, die fast zur Erblindung geführt hätte. Mit 24 Jahren läßt er sich firmen. Er zieht dann nach Köln-Mühlheim, um dort zu arbeiten. Durch seine Vermieter, bei denen er Familienanschluß genoß, kommt er mit den Oblaten in Berührung, da ein Sohn der Vermieter in der Missionsschule St. Karl studierte.
Am 20. September 1891 begann Anton Kowalczyk sein Postulat im Oblatenkloster St.Gerlach bei Valkenburg (Niederlande) und trat am 1. Oktober 1891 mit der Einkleidung in das Noviziat der Oblaten als Bruder ein. Seine ersten Gelübde machte er am 2. Oktober 1892.
Er hatte sich sofort für die Mission gemeldet, doch wurde er als Handwerker ins Oblatenjuniorat St. Karl bei Valkenburg (Niederlande) geschickt. 1895 legte er zeitliche Gelübde für fünf Jahre ab. 1896 bekam er seine Bestimmung für die Mission in West-Kanada. Am 11. Juni 1896 kam er in Edmonton an und arbeitete auf der Mission Lac la Biche am Hirschkuhsee. Durch einen schweren Unfall verlor er am 15. Juli 1897 den rechten Unterarm. Er nahm seine Tätigkeit unter den Mestizen auf der Mission St. Paul am Lac-des-Oeufs im Oktober 1897 auf. Am 17. Januar 1899 legte er seine ewigen Gelübde ab. Am 15. Januar 1905 war das Ende der Mestizen-Mission durch den Brand der Schule, bei dem auch alle Vorräte der Mission verbrannten, besiegelt. Die Kolonie bestand noch bis 1909 weiter und wurde dann in eine Pfarrei für Weiße umgewandelt. Im November 1911 bekam er seine Bestimmung als Hausmeister für das Juniorat und spätere Kolleg St. Johann in Edmonton, wo er bis zu seinem Tod 1947 wirkte. Er war für die Schüler der beste Freund, hatte stets Zeit und ein aufmunterndes Wort für sie übrig und gab ihnen ein Beispiel des gelebten Glaubens. Sein Erbe ist die denkbar große Zahl von Priester- und Ordensberufen, die er erbetet und mitgeformt hat. Am 10. Juli 1947 starb Bruder Anton Kowalczyk in St. Albert während der Jahresexerzitien und wurde auf dem dortigen Friedhof beerdigt.
Anton Kowalczyk war ein einfacher Ordensbruder, dessen tiefe Religiosität von der Marienverehrung geprägt war. Er pflegte vor allem das Rosenkranzgebet und war ein Vorbild an wahrer Demut und Gehorsam. Der Seligsprechungsprozeß auf diözesaner Ebene wurde am 7. April 1952 eröffnet und im selben Jahr amtlich abgeschlossen. Papst Johannes Paul II. hat in Rom den Seligsprechungsprozeß eröffnet.


Quellen:
H. Lembeck: Der Schmied mit dem eisernen Arm. Anton Kowalczyk. Bruder-Missionar in Kanada (Münster 1985).
R. Simon: „Bruder Ave“. Der Diener Gottes Anton Kowalczyk OMI 1866-1947.

10. Juli

Viertes Generalkapitel in Marseille (1826)

Bald nach seiner Rückkehr aus Rom versammelte Eugen von Mazenod die nach der Regel stimmberechtigten Mitglieder zum vierten Generalkapitel der Oblatengemeinschaft. Es fand vom 10. bis zum 13. Juli im Haus am Calvaire in Marseille statt (die bisherigen hatten in Aix stattgefunden). Zu den elf Kapitulanten berief der Generalobere auf dem Dispensweg den P. Guibert, den damaligen Novizenmeister und späteren Kardinal und Erzbischof von Paris. Der Zweck des Kapitels war der feierliche Empfang der neu approbierten Regel. Der Stifter legte der Versammlung zuerst die neue Konstitution vor. Dann las er den Brief vom Papst Leo XII. vor. Seine Mahnung, diesem jetzt von der Kirche selbst bestätigten Lebensgesetz die Treue zu wahren, beantwortete die Versammlung mit dem Gelöbnis ständigen Gehorsams gegenüber allen Satzungen und Vorschriften.
In der Schlusssitzung am 13. Juli, zu der auch die übrigen Mitglieder gerufen waren, erneuerten alle ihre Gelübde nach der lateinischen Formel, die die Regel vorschrieb und die sie zuvor selbst geschrieben und unterzeichnet hatten.
Die Namen der Teilnehmer an diesem Generalkapitel sind: de Mazenod – der Generalobere; Tempier – erster Assistent und Admonitor; Mie – zweiter Assistent und Superior von Nîmes; Courtès – dritter Assistent und Superior von Aix; Suzanne – vierter Assistent und Superior von Marseille; Honorat – Generalprokurator und Superior von Notre-Dame du Laus; die Patres Moreau, Touche, Sumien, Marcou, Jeancard und Guibert. Wahrscheinlich war das bei dieser Gelegenheit, wo sämtliche Mitglieder der Genossenschaft ihre Unterschrift auf die letzte Seite des Regelexemplares setzten, das der Stifter von Rom mitgebracht hatte. Es sind 22 Namen, darunter 14 Priester, alle mit dem Beisatz „Obl. Mariae“.
Im Jahre darauf erschien die erste gedruckte Ausgabe der Regel.


Quellen:
Scharsch, Philipp: Geschichte der Kongregation der Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria, Bd. I., Maria Engelport 1952, S. 71.
Historical Dictionary of the Missionary Oblates of Mary Immaculate, Bd. I., Rom 2008, S. 320.
Ortolan, Théophile: Les Oblats de Marie Immaculée, Bd. I., Paris 1914, S. 200.

10. Juli

Die Oblatenmissionstätigkeit in Turkmenistan (1996)

Turkmenistan liegt in Zentralasien östlich vom Kaspischen Meer und grenzt an Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, und den Iran. Das Land hat 5 Millionen Einwohner. Den Hauptteil der Bevölkerung bilden die Turkmenen mit rund 80 %; die größte Minderheit sind Russen (7 %) - es war eine Sowjetische Republik (bis 1990). Dementsprechend sind mehr als 90 % der Bevölkerung Muslime (meistens Sunniten der hanafitischen Rechtsschule) und etwa 5-9 % gehören der Russisch-Orthodoxen Kirche an. In der Verfassung des Landes wird der Begriff Religionsfreiheit zwar erwähnt, dennoch werden gelegentlich Bibeln beschlagnahmt. Ethnische Turkmenen, die zum Christentum konvertieren, sind Druck durch Behörden ausgesetzt. Trotzdem handelt sich nicht um ein fundamentalistisches Regime.
Als die Regierung des neuen Staates sich von der russischen Herrschaft befreien wollte, suchte sie eine internationale Annerkennung. Eine Möglichkeit war auch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Vatikan. Obgleich die katholische Kirche im Land nicht offiziell registriert war (und bis heute nicht ist), wollte die Regierung einen Vertreter des Vatikans in Turkmenistan. Die diplomatischen Beziehungen sind am 10. Juli 1996 aufgenommen worden und am 29. September 1997 gründete Papst Johannes Paul II. dort eine Mission sui iuris, die er den Oblaten anvertraute. Pater General forderte das Personal aus der Polnischen Provinz an. Im Oktober 1997 ist P. Andrzej Madej mit zwei Mitarbeitern nach Aschgabat gekommen.
Die Arbeit der Missionare besteht vor allem in der Präsenz in Turkmenistan. Sie beten mit kleinen Gruppen von Gläubigen und bereiten sie auf den Empfang der Sakramente vor.
Die Katholische Kirche in Turkmenistan besteht heute aus zwei Priestern und weniger als hundert Gläubigen. Unten den neu Getauften sind schon eine Schwester mit ersten Gelübden (in Polen) und drei Kandidatinen.
Mann kann sagen, dass die Präsenz in Turkmenistan jetzt die wichtigste Sache ist – die erste Stufe der Evangelisation.


Quellen:
Kluj, Wojciech: Polish Oblates on Mission in Asia, in Vie Oblate Life 67, 2008, S. 209-229.