7. Januar

P. Paul Schulte OMI (1895 – 1974)

Als „fliegender Pater“ ist Paul Schulte in die Geschichte der Weltkirche eingegangen. Seine vielseitigen Tätigkeiten führten ihn an den magnetischen Nordpol und in die Sahara. Seine Bücher wurden von einer ganzen Generation verschlungen.
Paul Schulte wurde am 14. Mai 1895 als Sohn eines „Dampfpflugbesitzers“ geboren. 1906 zog er in das von Oblaten geleitete Internat St. Karl in Holland ein. 1913 trat er ins Noviziat ein, seine ersten Gelübde legte er am 15. Oktober 1914 ab. Doch der erste Weltkrieg überschattete Europa und auch der junge Scholastiker blieb nicht verschont: Er wurde in die Luftwaffe eingezogen und agierte als Pilot im osmanischen Reich. Nach dem Krieg kehrte er zu den Oblaten zurück. Er legte am 29. September 1920 seine ewigen Gelübde ab und empfing am 2. Juli 1922 die Priesterweihe, um zunächst als Volksmissionar vom Nikolauskloster aus zu wirken.
1925 starb sein Kursgenosse P. Otto Fuhrmann an Malaria in Südwest-Afrika. Der Marschtransport auf der Trage hatte den Freund Schultes so strapaziert, dass er auf dem Weg zum Krankenhaus sein Leben verlor. Dies prägte sich dem jungen Pater Schulte tief ein und er entwickelte die Idee, die Weltmission mit motorisierten Fortbewegungsmitteln zu versorgen. Er rief die Missionsverkehrsarbeitsgemeinschaft ins Leben. Seine gewinnende Art schien für diese Aufgabe wie geschaffen zu sein. Der erste Vorsitzende des Vereins war Dr. Konrad Adenauer von der Zentrumspartei, Bürgermeister von Köln und späterer Bundeskanzler. Schnell nahm er auch Kontakt mit den deutschen Flugzeugherstellern, wie Messerschmidt und Junkers, auf. Es wurden schon vor dem Krieg 270 LKWs und PKWs, 371 Motorräder, aber auch 14 Flugzeuge und 53 Motorboote in die Mission gesandt.
Pater Schulte war ein gefragter Redner und seine Bücher, darunter „der fliegende Pater in Afrika“, fanden rasche Verbreitung. Doch im nationalsozialistischen Deutschland war Pater Schulte durch seine direkte Art eine Gefahr für die Machthaber. Als der Strick sich 1936 immer mehr um seinen Hals zog – er hatte die Machthaber schon manches Mal brüskiert – bat Papst Pius XI. ihn, die Indianer- und Eskimomissionen Kanadas zu motorisieren. Mit viel Elan widmete er sich dieser Aufgabe in Nordamerika, bis er sie wegen des Krieges – als potenzieller Spitzel – nicht mehr ausüben konnte.
1949 kehrte er nach Deutschland zurück. Dort wurde er mit der Aufgabe betraut, die Diasporaseelsorge – durch Vertreibung und Kriegs-Zerrüttung erheblich angewachsen – im Rahmen des Bonifatiuswerkes zu motorisieren. 1965 hatte sein Werk 1260 Volkswagen und über 1000 Motorräder zur Verfügung gestellt. Mit 75 Jahren schied Pater Schulte aus dem aktiven Dienst aus – er flog ein letztes Mal ein Flugzeug nach Namibia und verbrachte dort zurückgezogen seinen Lebensabend. Der Ehrungen und Kontakte beraubt, blieb sein letzter Halt und Anker seine „Geheimwaffe, der Rosenkranz“, den er auch am 7. Januar 1974 auf seinem Totenbett in den Händen hielt.


Quellen:
P. Bernhard Bahlmann OMI, Nachruf auf P. Paul Schulte OMI.
P. Hermann Windelschmidt OMI, Letzte Erinnerungen an P. Paul Schulte OMI.
Lorenz Kardinal Jäger, Predigt beim Requiem für den verstorbenenen P. Paul Schulte OMI am 17. Januar 1974.
P. Thomas Klosterkamp OMI, German Oblate Resistance, Oblate Heritage 13, S.12f.

7. Januar

Br. Ernest Gauthier OMI (1908-1983)

Ernest Gauthier wurde am 3. Juli 1908 in Thoren/North Dakota USA geboren. Im Alter von einem Jahr bekam er Kinderlähmung und Epilepsie. Seine ganze Kindheit und Jugend waren von den Krankheiten bestimmt. Mit 25 Jahren salbte seine Mutter sein gelähmtes Bein von Ernest mit Öl aus der Basilika St. Anne-de-Beaupre und betete für seine Heilung. Ihre Gebete wurden erhört. Zwei der bis dahin abgestorbenen Nerven im Bein funktionierten wieder. Ernest konnte wieder gehen, war aber immer noch eingeschränkt. Erst als er das Erwachsenenalter erreichte, gingen auch seine Epilepsieanfälle zurück. Behinderung seiner Konzentrationsfähigkeit durch ständige Schmerzen und häufige Umzüge der Familie hinderten das Vorankommen seiner schulischen Ausbildung.
Ernest arbeitete drei Jahre im Pfarrhaus der Kathedrale St. Paul in Saskatoon. Dort wuchs der Wunsch nach einem religiösen Leben, so dass er als Student bei den Jesuiten eintreten wollte. Aber er wählte die Oblaten, weil sie mit mehr Hingabe die Jungfrau Maria verehrten.
Durch seine Einschränkung war es nicht leicht ins Noviziat aufgenommen zu werden. Er probierte in verschiedenen Provinzen aufgenommen zu werden, wurde aber jedes Mal wegen seiner Behinderungen abgelehnt. Schließlich wurde er in das Noviziat von Richelieu/Quebec aufgenommen. Er musste jedoch damit rechnen, dass er wieder nach Hause geschickt werden würde, wenn er den Anforderungen nicht gewachsen wäre. Seine Ausbildungszeit war sehr hart, da er sein Aufgabengebiet wegen seiner Behinderungen ständig wechseln musste. Im Pfortendienst fand er seine Berufung. Ernest blieb standhaft und machte seine ersten Gelübde am Fest des Hl. Josef 1937 und blieb den Oblaten treu bis zu seinem Tod.
Am 27. März 1937 kam Br. Ernest ins Seminar von St. Paul in Ottawa um die Aufgabe des Pförtners zu übernehmen. Für die nächsten 46 Jahren war er rund um die Uhr mit Hingabe Pförtner Neben seiner Aufgabe als Pförtner war er Friseur und Anlaufstelle für die Scholastiker, die mit ihren Problemen zu ihm kamen. Durch die vielen von ihm getanen Dienste war er ein sehr geschätzter Mitbruder, nicht nur für die Oblaten, sondern auch für die Menschen der Umgebung. Sie nannten ihn bald „Brother Church“, weil er ihnen immer mit Rat und Tat zu helfen versuchte. 
Oft sagte Br. Ernest: „Jeder Tag muss gelebt werden, als wäre es der letzte.“ Am 7. Januar 1983, verstarb Br. Ernest unerwartet im Krankenhaus im Alter von 75 Jahren.


Quellen:
Alphonse Nadeau, Br. Ernest Gauthier OMI, in: Oblate Heritage 5, Rom 1992.