2. Januar

P. Jan Václav Straka OMI (1970)

Er war mehr als zwei Jahrzehnte der einzige lebende Oblate in der Tschechoslowakischen sozialistischen Republik. Man kann sagen, er war ein Provinzial ohne Provinz.
Die ersten Gelübde hat er 1937, seine ewigen Gelübde hat er 1940 abgelegt und die Priesterweihe hat er 1943 in Rom empfangen.
Die Oblatenprovinz in der Tschechoslowakischen Republik wurde 1927 gegründet (Vizeprovinz schon seit 1921, die ersten Oblaten sind 1911 nach Böhmen gekommen). Ihre Tätigkeit konzentrierte sich vor allem auf die Gebiete mit deutschsprachiger Bevölkerung, wie auch die Orte bezeugen, wo die Oblateniederlassungen errichtet worden sind: 1911 Varnsdorf und Fryšava (heutige Břežany), 1925 Cheb und Lovosice, 1930 Kájov und Stará Voda, 1935 Ústí nad Labem, 1938 Brno. Das hat auch die Schwerpunkte der Oblatenarbeit bestimmt und demzufolge hatten auch die meisten Oblaten Deutsch als Mutersprache.
Nach dem Krieg war der größere Teil der deutschsprachigen Bevölkerung gewaltsam aus der Tschechoslowakischen Republik abgeschoben. Dadurch waren, aufgrund des oft deutschen Ursprungs, auch die Oblaten schwer betroffen worden. Ein weiteres einschneidendes Ereignis war der kommunistische Putsch in Jahr 1948. P. Straka blieb allein, nur mit den zwei Novizen Bruno Branny und Josef Nalejwak. Er wurde also auch Novizenmeister. Aber nicht für lange Zeit. Im nächsten Jahr hoben die Kommunisten das Noviziat auf. Jetzt war er ganz allein.
Er war Administrator der Pfarrgemeinden in Kájov, dann wurde er nach Hluboká geschickt – Pfarrer konnte er nicht werden, weil die kommunistischen Machthaber es nicht erlaubten. Er durfte nicht öffentlich sagen, dass er zu einer Kongregation gehört. Manche Leute haben nur etwas geahnt...
Er kümmerte sich auch um mehrere excuredno Pfarrgemeinden – in Frost und Schnee musste er mit mit einem Motorrad von einer eiskalten Kirche zu anderen fahren. Die Folgen waren Frostwunden an beiden Füssen. Erst ein Fuß, dann der andere mussten ihm Stück für Stück amputieren werden.
In der Zeit des so genanten Prager Frühlings im Jahre 1968 konnte ihn der Bischof wieder nach Kájov als Pfarrer schicken, wo eine frühere Oblatenniederlassung war. Ohne Füsse und schwer krank konnte er dort fast nichts machen, nur beten und sich für Kirche, Pfarrgemeinde und Kongregation aufopfern. Er starb dort am 2. Januar 1970. Er wusste vielleicht nicht, dass schon zwölf Jahre zuvor, in Südafrika ein weiterer tschechischer Oblate zum Priester geweiht worden war und er konnte nicht wissen, dass dieser Oblate nach weiteren einundzwanzig Jahren zurück in die Heimat kommen würde, um die Oblatentätigkeit sehr erfolgreich zu erneuern.


Quellen:
Kratochvíl, Alois F.: Misijní abeceda oblátů, Tábor: Residence Kongregace Oblátů Marie Immaculaty a Správa kostela Panny Marie v Klokotech, 1995.