1. Februar
Tokosile, Die Schwarze Schwester
Die bisher erschienenen Missionsfilme waren fast alle nur reine Bildberichterstattung ohne Spielhandlung. Diese Kulturfilme mit Schilderungen des Missionslebens und seinen Schwierigkeiten, mit Darstellungen der Liebestätigkeit und Kulturarbeit der Missionsschwestern und Brüder gab es schon reichlich. Pater Stephan Jurczek OMI entschloß sich, nachdem er den Dokumentarfilm „Das Kreuz am Okawango“ gedreht hatte, der die Geschichte der Okawangomission schildert, einen richtigen Spielfilm in Südafrika zu drehen. Er wollte das Heidentum, den größten Feind der Missionare, zeigen, eben in der packenden Erzählung eines Spielfilms, damit die Katholiken in der Heimat wüssten, was Heidentum bedeutet, und so eifriger den Missionaren helfen und für sie beten würden. Der Film spielt beim „schönsten und stolzesten Volk in Afrika, den kriegerischen Zulus.“
Geradezu verkörpert ist die heidnische Macht im Zauberer, der nicht selten mit dämonischen Einflüssen arbeitet. So zeigt auch der Film, wie der „große Zauberer der Zulus“, Ukosi, der „Raubvogel“, gegen die Königstochter Tokosile und ihren Bräutigam Gumede kämpft. Liebeszauber, Gift, Intrigen, falsche Anklagen vor Gericht – das sind seine Mittel. Der Höhepunkt der dramatischen Handlung ist gekommen, als der König aus Angst vor dem Zauberer und dem Volk seine unschuldige Tochter zum Tode verurteilen muß. Doch die Mutter verhilft Tokosile zur Flucht zu den Ordensschwestern nach Kinghill. Dort wird sie „Schwarze Schwester“ und bietet Gott bei ihrer Einkleidung ihr Leben an für ihr verblendetes Volk. Sie kehrt als Ordensschwester zurück zu ihrem Volk, als in diesem wie ein Gottesgericht die heimtückische Malaria ausbricht und sie um Hilfe gebeten wird. Tausende sterben, auch der Zauberer und seine Helfer erkranken. Da geschieht das große Wunder: Der König, beeindruckt von der großen Nächstenliebe und Aufopferung bis zum Tod seiner Tochter Tokosile, bittet um Lehrer für sein Volk, welche seine Zululeute zu ebensolchen heroischen Menschen erziehen sollen. Der Opfertod Tokosiles, der ersten Schwester dieses Volkes, hatte den König zu diesem Schritt bewogen.
Der Film „Tokosile“ ist eine Filmpionierarbeit von hervorragender Bedeutung. Pater Stephan Jurczek OMI hat drei Jahre an seinem Film gearbeitet. Es dauerte so lange, weil er alles allein geschaffen hat: Drehbuch, Regie, Aufnahmeleitung, Schnitt und Vertonung. Die Dreharbeiten fanden in den Jahren 1930 bis 1932 statt. 1932 wurde er nach Hünfeld versetzt und blieb bis 1937. Doch meistens arbeitete er in Berlin an der Fertigstellung seiner beiden Filme. In den Jahren 1937-1938 veröffentlichte er darüber ein Buch mit dem Titel: „Ich filme mit Wilden“. Wegen des Nationalsozialismus konnte er den Film erst nach dem II. Weltkrieg öffentlich vorführen.
„Auf dem Gebiet des kirchlichen Films jedoch, besonders des Missionsfilms, wird ‚Tokosile, die Schwarze Schwester’ stets zu den lebendigsten und eindrucksvollsten Filmschilderungen des Heidentums sowie seines Zusammenpralls mit dem Christentum gehören.“
Pater Stephan Jurczek wurde am 1. Mai 1891 geboren. Er legte seine ersten Gelübde am 15. August 1911 ab und wurde am 2. Juli 1916 in Hünfeld zum Priester geweiht. Er verstarb am 30. April 1972 in Neuss.
Quellen:
P. Stephan Jurczek OMI, Tokosile, Die Schwarze Schwester, in: Monatsblätter 51 (1950) 12/3.
P. Stephan Jurczek OMI, Ich filme mit Wilden (Oberlahnstein 1949).
Nachruf von P. Stephan Jurczek OMI