2. April

Das Massaker am Frog’s Lake (1885)

Die Erschließung des kanadischen Westens im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert verursachte unter den indianischen Ureinwohnern und den Mestizen, also den Abkömmlingen von weißen Siedlern und Indianern, mannigfaltige soziale Probleme. Die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen durch Waldrodung, Eisenbahnbau und Landwirtschaft, vor allem aber die Ungleichbehandlung vor dem Gesetz heizten die Stimmung der Indianer gegen die Weißen auf.
1885 war das Fass übergelaufen und die Mestizengruppen unter der Führung von Louis Riel begannen mit indianischen Verbündeten unter der Führung von dem Cree-Häuptling Großer Bär gegen die Regierung zu revoltieren.
Die Oblatenmission am Frog’s Lake – „Unsere liebe Frau vom guten Rat“ – beherbergte zu der Zeit zwei Missionare, die Patres Léon Fafard und Félix Marchand. Der Superior P. Fafard hatte erst in diesem Jahr das bescheidene Holzhaus errichten können. In der näheren Umgebung war das Werk respektiert und geachtet, die Schule war gut besucht, die Kirche gut besucht.
Dieses Missionshaus war nun das Angriffsziel der rund 750 indianischen Krieger. Am Morgen des Gründonnerstag, dem 2. April 1885, stürmten sie das Morgengebet in der Kirche. Sie führten die Gläubigen ab. Ein in der Kirche anwesender Regierungsbeamter weigerte sich weiterzugehen, wohl wissend um das Schicksal, das Weißen blühte, die in die Hände von Großer Bär gerieten. Die Indianer zögerten nicht und erschossen ihn auf der Stelle. P. Fafard, ein treuer und überzeugender Mann, sprang aus der Reihe zu dem Fallenden, um ihm in seinem Sterben beizustehen. Als er die Absolution sprach, traf auch ihn ein Schuss.
P. Marchand, der mit einer anderen Gruppe, nicht mehr direkt am Ort des Geschehen war, hörte die Schüsse. Er sprang aus der Kolonne der Gefangenen, um seinem Mitbruder beizustehen. Doch nach nur wenigen Schritten wurde auch er erschossen.
Ein alter Indianer, der dem Bischof der Diözese Bericht erstattete, gab an, dass beide ihr Oblatenkreuz – vom eigenen Blute überströmt – in den Händen hielten.
Nachdem die Revolte niedergeschlagen war, zögerten die Oblaten jedoch nicht, bei der Regierung für die Aufständischen einzutreten. Von diesem Zeugnis angerührt, empfing Louis Riel vor seiner Hinrichtung die Beichte und auch der Häuptling Großer Bär ließ sich von den Oblaten taufen.


Quellen:
Oblate Heritage 11, Oblate Victims in the Far North, S. 7-13.
P. Donat Levasseur OMI, A History of the Missionary Oblates of Mary Immaculate, S. 255f.